Cafe Sächsischer Garten in Łowicz

Cafe Sächsischer Garten in Łowicz

Bis nach Warschau sind es nun keine 100 km mehr. Zu Zürners Zeiten führte die weitere Strecke aber nicht über Sochaczew. Man reiste südlich der heutigen Landesstraße 2 (bzw. E 30) über Bednary, Kęszyce, Gradów, Jeżówka, Skotniki und Kaski nach Błonie. August III. ließ dann 1749 die Nordroute, die auch vorher schon über von Zürner vermerkte Nebentrassen verfügte, endgültig noch weiter in nördliche Richtung hin verlegen. Sie führte dann über Kargowa, Poznań, Kutno (mit der heute einzigen erhaltenen Poststation aus der sächsischen Ära) und Sochaczew nach Warschau.

Unsere Radetappe nach Sochaczew starten wir auf dem Stary Rynek (Alter Markt) bzw. dem daneben befindlichen Sächsischen Garten (Ogród Saski). Wir nehmen den blau gekennzeichneten Szlak „Książęcy” (Fürsten-Radweg) und fahren in südlicher Richtung auf der 1 Maja-Straße, queren mehrere Eisenbahntrassen und erreichen nach 7 km Arkadia.

Parkanlage in Arkadia (Foto: Jolanta Dyr)

Parkanlage in Arkadia (Foto: wikicommons, Jolanta Dyr)

Die romantische Parkanlage in Arkadia

Helena Radziwiłł, geb. Przeździecki, (1753–1821), Herrin auf dem benachbarten Schloss Nieborów, ließ die Parkanlage zwischen 1778 und 1785 im englischen Stil anlegen. Gartenarchitekten waren Szymon Bogumił Zug und Henryk Ittar, die eine Fläche von 15 ha zu gestalten hatten. Gestalterische Elemente des Parks sind neben dem Wechsel von gestalteten und „wilden“ Bereichen ein vom Fluss Łupia gespeister Teich mit Inseln, im klassizistischen Stil errichtete Tempel, Skulpturen, künstliche Ruinen und Grotten, eine Grabkapelle u. a. künstlerische Objekte. Dendrologisch bedeutsam sind einige seltene griechische Baumarten. Den Arkadia-Park verbindet eine Lindenallee mit dem Schloss in Nieborów.

Weiter geht’s nun entlang des ausgeschilderten Radweges über Mysłaków nach Nieborów, was nach weiteren 7 km Weges erreicht wird.

Schloss Nieborów (Foto: wikicommons, Dariusz Cierpiał)

Schloss Nieborów (Foto: wikicommons, Dariusz Cierpiał)

Schloss und Park Nieborów

Der Name Nieborów steht für ein weiteres, erstrangiges Kleinod auf dem Wege zwischen Dresden und Warschau. Er geht auf das Adelsgeschlecht Nieborowski zurück, in dessen Besitz sich das Anwesen im 17. Jh. befand. 1694 erwarb es Kardinal Michael Stephan Radziejowski, Primas von Polen, und ließ durch den Architekten Tylman van Gameren ein Barockschloss mit Garten errichten. Das Gut wechselte danach dann häufig den Besitzer, ehe es im Jahre 1774 an Michał Hieronim Fürst Radziwiłł überging. Er ließ das Schloss im Stil der Zeit prachtvoll ausstatten, begründete eine umfangreiche Bibliothek mit über 10.000 Bänden, darunter das älteste Druckerzeugnis Polens. Die umfangreiche Gemäldegalerie beinhaltete holländische, deutsche, italienische und spanische Malerei sowie Porträts polnischer und ausländischer Würdenträger. Vor dem Schloss ließ Fürst Radziwiłł einen französischen Garten anlegen. Unter den heute im Schloss ausgestellten Kunstwerken befinden sich ein Porträt der illegitimen Tochter August II., Anna Orzelska und Vasen aus Meißner Porzellan.
Zu erwähnen ist noch, dass in Nieborów die Dreharbeiten für den in Polen bekannten Kinderfilm „Akademia Pana Kleksa“ (Die Akademie von Herrn Klecks) stattfanden.

Bolimów

Wir setzen nun unseren Weg in östlicher Richtung fort und kommen nach nochmaligen 7 km nach Bolimów, einem am Flüsschen Rawka gelegenen, bereits im 10. Jh. existenten Dorf. Es verfügt über zwei einschiffige Kirchen, in den Elemente der Gotik mit Formen und Motiven der italienischen Renaissance verbunden sind: Die Annenkirche (św. Anny) von 1635 und die Dreifaltigkeitskirche (św. Trójcy) aus dem Jahre 1667. An Profanbauten findet man Holzhäuser aus der Mitte des 19. Jh. Östlich der Brücke über die Rawka befindet sich ein Friedhof für 1915 gefallene deutsche Soldaten.
Im Zuge der Kampfhandlungen des Großen Nordischen Krieges wurde Bolimów im Jahre 1702 von schwedischen Truppen zerstört. Der Kosciuszko- Aufstand führte bei Bolimów 1794 zu Gefechten zwischen preußischen Einheiten und den Aufständischen. Während der Okkupation durch Nazi-Deutschland bestand von 1940-42 ein Ghetto für 1500 Juden aus Bolimów, Łowicz, Stryków und Łódź. Dessen Bewohner wurden ins Vernichtungslager Treblinka deportiert oder im Wald von Bolimów erschossen. Die ehemalige Synagoge ist heute eine Polizeistation.

Entlang des Straßendorfes Bolimowska Wieś führt unser Weg nun 5 km nach Humin, wo wir rechts hinter der Straßenkreuzung einen weiteren Soldatenfriedhof mit im Januar 1915 getöteten deutschen und russischen Soldaten passieren.

In Różanów biegen wir an einem großen, hölzernen Kruzifix nach Kościelna Góra ab und fahren weiter nach Wikcinek. Wir queren die historische Zürnerroute zwischen Kęszyce und Jeżówka, fahren aber nicht in Richtung Jeżówka, sondern gut asphaltiert und schnurgerade über Orłów, Emilianów und Rokotów nach Sochaczew.

 

Links:
www.lowiczturystyczny.eu
www.nieborow.pl
http://de.wikipedia.org/wiki/Nieborów
http://de.wikipedia.org/wiki/Arkadia
www.bolimow.pl
www.sztetl.org.pl/pl/city/bolimow