Auszug aus der deutsch-polnischen Reisekarte von 1751 (nach Homann)

Auszug aus der deutsch-polnischen Reisekarte von 1751 (nach Homann)

Diese Etappe führt uns von Kalisz (Kalisch) in die alte Bischofsstadt Uniejów, die allerdings zu barocker Zeit nicht auf der Reiseroute lag. Seinerzeit ging es über einen bisher nicht auf aktuellen Karten georteten, bei Zürner als Klokiow vermerkten Ort nach Opatówek (Opatowo). Von dort dann über Gać Kaliska (Gesch?), das ebenfalls unbekannte Uskurno, Goszczanów (Gosternow?) und Strachocice (Strachetzke?) weiter zur Warta. Die historische Route querte den Fluss am nördlichen Ende bzw. im Bereich der Staumauer des Jezioro Jeziorsko, wo der der vermutliche Ort des Flussüberganges, Młyny Strachockie (Strachetzke Melin), im Jahre 1986 dem Bau des Stausee weichen musste. Ansonsten könnten viele Fragezeichen hinter den historischen Ortsbezeichnungen auf vergleichsweise kleine Weiler, die in einer Landschaft mit „tieffem Wasser, Morast und Sumpff“ als Landmarken dienen mussten und möglicherweise die Zeiten nicht überdauert haben, hinweisen.

Das Flüsschen Swędrnia, östlich von Kalisz

Das Flüsschen Swędrnia, östlich von Kalisz

Wir starten die Etappe auf dem Rynek und fahren in südlicher bzw. südöstlicher Richtung aus der Stadt hinaus. Dabei können wir uns an den lokalen Radweg nach Opatówek halten, der uns zunächst zur Piastenburg in Zawodzie (siehe Kalisz) führt. Wir fahren entlang der Prozna und überqueren diese bei der nächsten Gelegenheit um danach am Nordufer des Zalew Szałe (Stausee Szałe) nach Opatówek zu radeln.

Opatówek

Opatówek ist eine 3.800-Einwohner-Gemeinde inmitten einer fruchtbaren, wasserreichen Landschaft. Früher besaß sie Stadtrechte. Seit 1807 verwaltete Józef Zajączek Stadt und Region. Er war ab 1815 russischer Gouverneur in Kongresspolen. Es begann eine rege Bautätigkeit, die industrielle Revolution erreichte Opatówek. Unter den „Investoren“ war auch der Dresdner Adolf Gottlieb Fiedler (1771-1850), einer der größten Industriellen und Webereibesitzer des 19. Jh. mit Sitz in Oederan. Seine produktivste Fabrik stand aber in Opatówek und war 1824 gegründet worden. Die Gründe dafür waren ein Kredit vom polnischen Staat, die Weberaufstände in Deutschland und die Aussicht auf billige Arbeitskräfte. Es wurden aber auch viele Einwanderer angezogen. Heute befindet sich in dem Gebäude ein Industriemuseum. Opatówek bietet darüber hinaus einige Denkmäler, darunter die älteste eiserne Brücke Polens (1824) und Profanbauten des frühen 19. Jh.

Wir verlassen Opatówek in nordöstlicher Richtung und fahren über Warszew, Rajsko, Osczeklin, Baszawy nach Gać Kaliska. Das Flüsschen Swędrnia wird gequert und über Wola Tłomakowa geht es in das erstmalig 1136 erwähnte Gosczcanów.

Gosczcanów

In Gosczcanów befindet sich eine 1666 erbaute, barocke Kirche (Kościół święty świętego Marcina i Stanisława). Ihr Bau war vom Wunsch auf Rückkehr des Sohnes des Gutsbesitzers von Gosczcanów aus türkischer Gefangenschaft getragen gewesen. Der klassizistische Turm stammt aus dem späten 19. Jh., Haupt- und Seitenaltäre aus dem Barock bzw. Rokoko. Zur Ausstattung der Kirche gehören eine gotische Skulptur des Evangelisten Johannes (15. Jh.), eine Messing-Schale (frühes 16. Jh.), Barockstatuen, Kruzifixe und liturgisches Gerät, sowie Messgewänder (18. Jh.).

In der Kirche sind, der Legende nach, die beiden türkischen Schwestern Suleika und Fatima begraben, die dem Sohn des Gutsbesitzers, Adam Poniatowski, nach der Gefangennahme in der Schlacht bei Chocim (heute Ukraine) im Jahre 1673 zur Flucht aus der Türkei verholfen hatten. Als klar wurde, dass er nur eine von ihnen heiraten konnte, begingen die beiden Selbstmord und wurden in der Kirche begraben.

Altes Bauernhaus in der Warta-Niederung

Altes Bauernhaus in der Warta-Niederung

Weiter führt der Weg über Kaszew, Klonów in das schon 1136 erstmals erwähnte Dorf Miłkowice mit seiner weithin sichtbaren Backsteinkirche. Von hier geht es entlang des Warta-Stausees, des Jezioro Jeziorsko, weiter in nördliche Richtung. Der 42 km² große Stausee wurde 1986 zu Retentionszwecken und landwirtschaftlichen Bewässerung angelegt. Seine Südhälfte ist Naturreservat, der Nordteil lädt auch zum Baden und Wassersport ein. Das touristische Zentrum Pęczniew liegt allerdings nicht auf unsere Strecke, sondern auf der östlichen Seite des Sees.

Wir fahren in nördlicher Richtung weiter über Strachocice Kolonia, Kościanki bis zum Staudamm, kreuzen die Straße 478 und durchqueren die grünen Fluren der Warta-Aue mit den Dörfern Skęczniew, Wola Piekarska, Józefów, und Łęg Baliński. In Spycimierz, kurz vor unserem Etappenziel Uniejów, befindet sich ein alter, die übrige Gegend überragender Burgwall („Kasztelanka“). Zwischen dem aktuellen und dem alten Flussbett der Warta gelegen, befanden sich hier eine, einem Kastellan unterstehende Burg und Siedlung, vom Chronisten Gallus Anonymus 1107 erstmals erwähnt. Die Burg diente der Verteidigung des hier befindlichen Überganges über die Warta und war damals Station auf der Handelsstraße von Pommern bzw. Kalisch nach Russland. Befestigt war sie mit einer ringförmigen, hölzernen Palisade. Im Krieg mit dem Deutschen Orden wurde sie im Jahre 1331 vollständig zerstört.

 

Links:

http://www.opatowek.pl/

http://www.goszczanow.com

http://milkowice.pl.tl

http://www.spycimierz.pl